Der kalendarische Sommeranfang 2023 beginnt mit der Sommersonnenwende am 21. Juni eines jeden Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne auf der Nordhalbkugel ihren höchsten Stand über dem Horizont. Auf der Südhalbkugel ist das Gegenteil der Fall. Daher beginnt dort am 21. Juni nicht der Sommer, sondern der Winter. Am 21. Juni steht die Sonne in Deutschland also am höchsten. Dieser Tag ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang der „Längste“ im ganzen Jahr.
Nach diesem Tag werden die Tage wieder jeden Tag ein wenig kürzer, bis nach sechs Monaten die Wintersonnenwende stattfindet. Am nördlichen Polarkreis ist es beispielsweise am Tag der Sommersonnenwende den gesamten Tag lang hell. Im 20. Jahrhundert kam es, analog zu den variablen Daten für den Frühlings- und Herbstanfang, teilweise zu Abweichungen. Der Sommeranfang fand teilweise auch am 22. Juni (je nach Zeitzone) statt. Mittlerweile wurde der Sommeranfang aber allgemein auf den 21. Juni gelegt.
Sommeranfang 2023 ist am Mittwoch, den 21. Juni.
Die Sommersonnenwende steht zwar charakteristisch für den Sommeranfang, jedoch definieren die Meteorologen einen anderen Tag als offiziellen Beginn des Sommers. Dieser liegt drei Wochen vor dem kalendarischen Sommeranfang 2023. Meteorologen zufolge spricht man schon am 1. Juni vom Sommerbeginn. Das ist vor allem deswegen wichtig, weil sich so Statistiken leichter erstellen lassen, wenn der Sommeranfang auf den ersten Tag eines Monats fällt. Die Meteorologen bezeichnen also den Zeitraum vom 1. Juni bis zum 31. August als Sommer.
Allerdings bedeutet das nicht, dass man auch schon Anfang Juni Hochsommertemperaturen erwarten sollte oder dass es ab dem 1. September plötzlich deutlich kälter werden muss.
Der Sommeranfang spielt in vielen Kulturen eine große Rolle. Die langen Sommertage und die Helligkeit des Sommers sind häufig ein Grund zum Feiern. Besonders in Skandinavien hat die Begrüßung des Sommers eine große Tradition, da die Menschen sich über die deutlich längeren, helleren Tage nach dem dunklen Winter freuen. Sowohl in den nördlichen Ländern Europas als auch auf dem Baltikum gehören die Feiern zur Sommersonnenwende zu einer langen Tradition. Über Jahrhunderte hinweg haben sich verschiedenste Bräuche entwickelt.
Die Finnen feiern beispielsweise an diesem Tag den „Juhannus“, die Norweger das sogennante „Sankt-Hans-Fest“ und die Schweden das allseitsbekannte „Midsommar“. Dieses ist nach Weihnachten sogar das zweitwichtigste Fest des ganzen Landes.
Das Sankt-Hans-Fest feiern die Norweger am 23. Juni. Die Norweger feiern an diesem Tag zum einen den Sommerbeginn / Sommeranfang 2023 und zum anderen den Namenstag des Täufers Johannes. Häufig treffen sich die Norweger mit Familien und Freunden am Strand oder zu Hause und feiern ausgelassen zusammen. Außerdem werden große Feuer angezündet, um Hexen zu vertreiben, die sich laut einer alten Legende in dieser Nacht umhertreiben.
Sowohl in Norwegen als auch in Schweden gibt es zudem eine weitere Tradition. Demnach sollen junge Mädchen in der Nacht einen Strauß aus sieben verschiedenen Blumen unter ihr Kopfkissen legen. Einer alten Sage nach würden sie dann nachts von ihrem zukünftigen Ehemann träumen. Aus diesem Grund sieht man während der Mitsommernachtsfeierlichkeiten viele Mädchen mit Blumenkränzen herumlaufen.
In Finnland hingegen wird Juhannus häufig auf dem Land oder in Urlaubsdestinationen gefeiert. Deswegen sind an dem Wochenende um die Sommersonnenwende herum die großen Städte meist ziemlich leer. Ebenso wie in Norwegen werden auch hier zahlreiche Feuer angezündet, um die Geister zu vertreiben. Einige verrückte Fallschirmspringer stürzen sich auch um Mitternacht aus dem Flugzeug, um den Sommer zu begrüßen. Im Jahr 2012 gab es in Finnland erstmals einen Zug von Helsinki nach Rovanimie im Lappland. Auf der 950 Kilometer langen Strecke wurde dann lautstark gefeiert und alle Bahnhöfe die angefahren wurden, hatten kleine Empfänge vorbereitet.
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Auch heidnische Bräuche spielen zum Sommerbeginn eine große Rolle. So versammeln sich am Stonehenge rund 20.000 Menschen in dem berühmten Steinkreis, um die ganze Nacht durch zu feiern und traditionelle Rituale zu vollziehen.
In den baltischen Ländern wird die Mittsommernacht erst in der Nacht zum 24. Juni gefeiert. Auch das hängt mit dem Namenstag des Täufers Johannes zusammen. In Lettland heißt dieses Fest seit etwa 800 Jahren Jāņi. Das lettische Jani wird besonders farbenfroh und lustig gefeiert. Die Städte werden mit Blumengestecken bestückt, überall werden traditionelle Folklore Lieder gesungen. Hier sollen Blumen und Blätter das Böse vertreiben.
Eine weitere, besondere Tradition ist das Farn suchen. Legenden zufolge, soll es nur in dieser Nacht Farn geben. Dieser soll besonders jungen Pärchen Glück bringen. Deswegen gibt es auch neun Monate nach der Sommersonnenwende viele Neugeborene. Ähnlich wie in Lettland wird auch in Litauen das Mittsommerfest gefeiert. Dieses wird dort Joninės genannt. In beiden Ländern ist der 24. Juni ein Feiertag, der mit zahlreichen Traditionen einhergeht.
Besonders in vielen katholisch geprägten Ländern spielt der Sommeranfang und der damit einhergehende Namenstag des Täufers Johannes eine große Rolle. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch in Spanien der Sommeranfang groß gefeiert wird. In der „Nacht zum heiligen Johannes“ treffen sich Familien und Freunde um gemeinsam zu essen. Diejenigen, die am Strand wohnen, laufen um Mitternacht ins Meer. Auch hier werden wieder zahlreiche Feuer gezündet, um das Böse zu vertreiben.
In Deutschland hingegen passiert weder am 21. noch am 24. Juni irgendetwas Spektakuläres. Die Meisten wissen nicht einmal genau, wann der kalendarische Sommer anfängt. Deswegen lohnt es sich zu dieser Zeit besonders in ein anderes Land zu reisen, um an den außergewöhnlichen Traditionen rund um den Sommerbeginn teilhaben zu können.
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